Hallo!
Wie schön, das der Thread sich wieder mit Leben gefüllt hat und es ist interessant, wie unterschiedlich Eure Geschmäcker sind. Das Empfinden von Kunst (dazu zähle ich auch das geschriebene Wort) ist sehr individuell.
Letztens habe ich dazu einen Bericht im TV gesehen. Ein Wissenschaftler hat das in einer Galerie getestet und unter anderem die Körperreaktionen beim Betrachten von Kunst ausgewertet. Das Ergebnis hat mich nicht überrascht. Was dem einen das höchste, entlockt dem anderen nicht viel, und umgekehrt.
Doch das wichtigste ist: Lesen ist eine der schönsten kleinen Freuden im Leben.
Das Eintauchen in eine andere Welt und das "Kopfkino" begleiten mich, seit ich Lesen gelernt habe. Es gab Zeiten, da hat mein Vater mir meinen Büchereiausweis abgenommen, weil ich keine Romane, "sondern Schulbücher lesen" sollte. Meine Mutter hat ihn mir damals heimlich wieder gegeben.
Zu meinen favorisierten Genres gehören:
Science Fiction: (Douglas Adams, Arthur C. Clarke, Philip K. Dick, Star Trek Romane, etc.) Soweit ich im Thread gesehen habe, hat bisher noch niemand SF genannt. Falls jemand Interesse hat, nenne ich gerne von mir geschätzte einzelne Bücher.
Mittelalter- und Historik-Romane: (Rebecca Gablé, Gillian Bradshaw)
"Das Lächeln der Fortuna" und die anderen Romane von Gablé sind großartig, sie verflicht fiktive Personen mit historischen Persönlichkeiten und läßt sie gemeinsam vor dem historischen Hintergrund agieren. Wer sich für englische Geschichte und den Ursprung des englischen Königshauses im Mittelalter begeistern kann, wird reich beschenkt. Gablé hat einen schönen Stil, gutes Handwerk. :D
In
"Das Lied des Wolfes" von Bradshaw tauchen wir in die Interpretation eines bretonischen Märchens ein, der geheimnisvolle Wald Broceliande und das Schicksal der jungen Waise Marie im ausgehenden elften Jahrhundert verführen mich immer wieder. Auch Bradshaws
"Der Leuchtturm von Alexandria" habe ich oft gelesen. Die Liebe zur Heilkunst und Medizin bringen eine junge Frau im oströmischen Reich des vierten Jahrhunderts auf einen schicksalhaften Weg. Für mich ist Bradshaw ein Geheimtipp!
Außerdem faszinieren mich die ungezählten Variationen der Artus-Sage.
Fantasy: (Juliet Marillier, Walter Moers) Die meisten Romane von Marillier sind in der vormittelalterlichen britannischen Zeit angesiedelt, dennoch sind ihre Geschichten deutlich mehr Fantasy als Historie. Als Einstieg möchte ich
"Tochter der Wälder" nennen, dessen Grundlage ein altes keltisches Märchen geliefert hat und den Auftakt zu einer Trilogie bildet. Marillier hat einen anmutigen Stil und liest sich sehr schön. Auch Liebe und Romantik kommen bei ihr nicht zu kurz.
Moers hat herrlich komische Romane für Jung und Alt geschrieben und ich kann seine Bücher wärmstens empfehlen, z. B.
"Die Stadt der träumenden Bücher" oder
"Der Schrecksenmeister". Er versteht es, virtuos mit der deutschen Sprache zu spielen und hat einen feinen Sinn für Wortwitz, seine Kreationen sind köstlich.
Hermann Hesse: Ihn habe ich erst mit den Jahren zu schätzen gelernt. Neben seinen Romanen (
"Demian",
"Siddharta", etc.) hat er viele Texte geschrieben, in denen sich Perlen deutscher Sprachkunst verbergen, die viel Weisheit bergen. Wie kein zweiter hat er formulieren können.
Von der Seele: Unrein und verzerrend ist der Blick des Wollens. Erst wo wir nichts begehren, erst wo unser Schauen reine Betrachtung wird, tut sich die Seele der Dinge auf, die Schönheit. Wenn ich einen Wald beschauen den ich kaufen, den ich pachten, den ich abholzen, in dem ich jagen, den ich mit einer Hypothek belasten will, dann sehe ich nicht den Wald, sondern nur seine Beziehungen zu meinem Wollen, zu meinen Plänen und Sorgen, zu meinem Geldbeutel. Dann besteht er aus Holz, ist jung oder alt, gesund oder krank. Will ich aber nichts von ihm, blicke ich nur "gedankenlos" in seine grüne Tiefe, dann erst ist er Wald, ist Natur und Gewächs, ist schön.
In unserem letzten Schwarzwald-Urlaub habe ich meinen Mann überzeugen können, mich nach Calw zu fahren. :D Das ist die Geburtsstadt von Hermann Hesse, ein schönes Fleckchen Erde mit einem ihm gewidmeten Museum über sein Leben und Werk. Toll.
Vielleicht habe ich mit meinen Lieblingen die eine oder den anderen neugierig machen können. Viele blieben ungenannt. Im Laufe der Jahre ändern sich die Gewohnheiten und Ansprüche. Doch ein zeitloses Kinderbuch wie Lindgrens
"Die Brüder Löwenherz" vermag mich auch heute noch zu bezaubern.
Weiterhin viel Spaß beim Lesen! Eure Rose